AKTIN-Basisinfrastruktur

In den hektischen Korridoren der Notaufnahmen, wo jede Sekunde zählt, bleibt wenig Zeit, um umfassende Daten zu sammeln und zu analysieren. Die Fragen, wie viele Patient:innen täglich Hilfe suchen, wie dringend ihre Fälle sind, und mit welchen Beschwerden sie kommen, waren bislang oft nur schwer zu beantworten. Das ändert sich nun mit dem bahnbrechenden AKTIN-Notaufnahmeregister, einer Initiative, die aus der Zusammenarbeit der Universitätsmedizin Magdeburg und dem Institut für Medizinische Informatik der Uniklinik RWTH Aachen hervorgegangen ist.  

Das AKTIN-Projekt – ein Kürzel für das »Aktionsbündnis für Informations- und Kommunikationstechnologie in Intensiv- und Notfallmedizin« – zielt darauf ab, eine bundesweite Infrastruktur für die Echtzeit-Versorgungsforschung und Surveillance in den Notaufnahmen zu schaffen. Mit dem ambitionierten Ziel, bis 2022 mindestens 50 und ab 2025 sogar 70 Notaufnahmen in das Register einzubinden, verspricht AKTIN einen Wandel in der Datenerfassung und -nutzung in der Notfallmedizin. 

Die Herausforderung: Ein Datenmeer in Echtzeit 

Bis zur Entwicklung der AKTIN-Infrastruktur war die Erfassung von Gesundheitsdaten in Notfallsituationen mühsam und oft verzögert. Daten mussten manuell erhoben und an Gesundheitsbehörden übermittelt oder in klinischen Studien an einzelnen Zentren gesammelt werden. Dies bedeutete nicht nur einen enormen Mehraufwand für das medizinische Personal, sondern führte auch zu Verzögerungen, die im schlimmsten Fall Leben kosten konnten.  

Die Lösung: Automatisierte, dezentrale Datenverarbeitung  

Das AKTIN-Notaufnahmeregister bricht mit dieser Tradition, indem es eine IT-Infrastruktur bereitstellt, die tagesaktuell, systemunabhängig und datenschutzkonform auf medizinische Routinedaten aus Notaufnahmen zugreifen kann. Durch eine standardisierte Schnittstelle werden Daten aus den Dokumentationssystemen der Notaufnahmen in Echtzeit in ein lokales Data-Warehouse übertragen, wo sie für interne Analysen und multizentrische Studien zur Verfügung stehen, ohne dass eine zentrale Datenhaltung nötig ist. 

Der Mehrwert: Ein Quantensprung in der Public-Health-Surveillance 

Bereits in der ersten Förderphase konnte das AKTIN-Notaufnahmeregister um 29 Notaufnahmen erweitert werden, was die tagesaktuelle Überwachung des klinischen Notfallgeschehens in Deutschland ermöglicht. Dies ist ein beispielloser Schritt an der Schnittstelle zwischen Patientenversorgung und Public-Health-Surveillance, der es ermöglicht, Entwicklungen wie die COVID-19-Pandemie oder zukünftige Epidemien in Echtzeit zu verfolgen. 

Die Analyse der erhobenen Daten gibt nicht nur Aufschluss über die unmittelbaren Auswirkungen von Pandemien auf die Notfallversorgung, sondern untersucht auch, wie andere Krankheiten die Patientenversorgung beeinflussen. Die regelmäßige Veröffentlichung dieser Daten in den Wochenberichten der Notaufnahmesurveillance des RKI und ihre Einbeziehung in die übergreifenden Situationsberichte bieten einen bisher unerreichten Einblick in das Gesundheitsgeschehen in Deutschland. 

In einer Welt, in der Daten das neue Gold darstellen, erweist sich das AKTIN-Notaufnahmeregister als eine unschätzbare Ressource für medizinische Forscher:innen, die darauf abzielen, die Notfallversorgung in Deutschland zu revolutionieren. Das Register öffnet eine Tür zu einer Fülle von standardisierten klinischen Daten, die das Potenzial haben, die Versorgungsforschung in der Akutmedizin signifikant voranzutreiben. 

 

Ein Schritt-für-Schritt-Leitfaden zur Datennutzung 

1. Erster Kontakt: Beratung einholen 

Bevor Sie einen Antrag auf Datenauswertung stellen, empfiehlt es sich, das Team hinter dem AKTIN-Notaufnahmeregister unter office@aktin.org zu kontaktieren. Hier erhalten Sie wertvolle Einblicke und Beratung zu Ihrem Forschungsvorhaben, die Ihnen helfen, Ihren Antrag optimal auszurichten. 

2. Antragstellung: Wissenschaftlichkeit und Ethik im Fokus 

 Nach der initialen Beratung folgt die Einreichung Ihres Antrags. Ein wissenschaftliches Gremium, bestehend aus internen und externen Mitgliedern, wird Ihren Antrag sorgfältig auf seine Wissenschaftlichkeit, Durchführbarkeit sowie ethische und datenschutzrechtliche Aspekte prüfen. Ein besonders Augenmerk liegt dabei auf dem Datenschutzkonzept, das unter AKTIN Datenschutz einsehbar ist. 

3. Datenfreigabe und Analyse: Vertrauen und Transparenz 

Nach positiver Bewertung Ihres Antrags werden die Datenanfragen an die beteiligten Kliniken weitergeleitet. Die Freigabe durch diese Kliniken ist der Schlüssel zur Aggregation und Analyse der Daten im Trusted Data Analyzing Center. Hier werden die Daten sorgfältig analysiert und aufbereitet, bevor sie Ihnen für Ihre Forschung zur Verfügung gestellt werden. 

 

Interdisziplinarität: Ein kollektives Bemühen 

Das Streben nach Interdisziplinarität wird durch die aktive Beteiligung von Mitgliedern aller Fachgesellschaften, die an der Notfallbehandlung von Patienten beteiligt sind, unterstrichen. Die enge Zusammenarbeit mit renommierten Gesellschaften wie der DGCH, DGU, DGAI, DGN, DGIIN und DGINA gewährleistet, dass das Notaufnahmeprotokoll die Bedürfnisse aller Disziplinen berücksichtigt und die Qualität der Notfallversorgung kontinuierlich verbessert. 

 

Disclaimer: Die Informationen basieren auf offizieller Veröffentlichung des AKTIN e.V.: https://aktin.org. Stand Februar 2024. Alle Rechte sind geschützt und liegen beim Nationalen Netwerk Universitätsmedizin und AKTIN e.V.> 

NUM Geschäftsstelle TUM Medizin
 
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